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Licht aus, Licht an

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Mein vierter Abstieg tut weh, verdammt weh. Nie war einer vermeidbarer und perspektivisch unglücklicher. Ganz langsam nur weicht Schockstarre einkehrendem Realitätssinn, dem Frust die Hoffnung,  grenzenlose Enttäuschung neuem Mut. Die Liebe bleibt unangetastet.  Nun, nachdem die Tränen ein wenig versiegen, der Versuch wirre Gefühle zu ordnen.  Irgendwie muss man sich ja abreagieren.

Oja, es war eine merdige Saison, ich  fasse noch so einiges nicht, von verstehen kaum eine Spur. Hat es so sein sollen? Ein Tor mehr und wir würden jetzt anders reden, oder nicht!? „Zweitklassig“. Das hört sich schon bescheiden an. Überall wo es gestern noch strahlte nur noch fahles Licht, vergessen die paar schönen Momente, im Herzen tiefe Leere. Wochenenden werden nicht mehr die gleichen sein, die Gespräche andere, das Leben nimmt einen neuen Verlauf. Hört sich dramatisch an, ist es auf den ersten Blick auch. Nur ist die Geschichte hier ja nicht zu Ende.

Jetzt mal Tacheles unter uns: Nach sechs Jahren am Stück runter zu müssen, ist ein steinhartes Stück Brot, an dem wir, wenn es richtig blöd läuft aachenlike noch eine ganze Weile zu kauen haben werden. Überall ist von notgedrungenem Umbruch die Rede, von Ratten, die das sinkende Schiff verlassen, Katastrophe, usw., blabliblubb. Man kann es auch übertreiben, eine Katastrophe wäre existenzbedrohend, tot sind wir noch lange nicht, allerdings sollte man fragen dürfen welche denn die Gründe sind, dass es saisonübergreifend nicht gereicht hat und was man besser machen muss.  

Mag die Mannschaft ja in ihren Einzelteilen einer der besten der jüngeren SC-Historie gewesen sein, mit Spielern die heulend den Platz verlassen um am nächsten Tag wechselfreudig in die Kameras grinen will ich nix zu tun haben. Ligenunabhängig. Ich möchte einfach nicht verstehen warum man gerade in Freiburg nicht mal zu seinem Verein stehen kann, egal in welcher Liga. Was bedeutet: „Alle Spieler haben Verträge für die zweite Liga“? Streich hat darauf ja schon die passende Antwort gegeben, indem er Treue und Leidenschaft öffentlich vorlebt und nicht nur davon laberdivat.

Dass hat nichts mit romantischer Verklärung zu tun, das ist eine Sache des Charakters und der Einstellung verdammt nochmal. Wenn einige Spieler hier schon so abgehoben ticken und lieber Hoffenheims Groß-Spielerwilderer G.Stipic folgen, der im Übrigen des Öfteren für Unruhe im Freiburger Umfeld sorgt, statt hier erstmal mindestens zwei Spielzeiten am Stück konstant auf hohem Niveau durchzuhalten, bekomm ich Plaque. Und wenn dann noch Hoffenheims Trainer Mitleid mit dem SC heuchelt bekomm ich das ganz, ganz große Kotzen. Da  wundert mich die Entwicklung des Fußballs im Allgemeinen nicht. Mir ist es völlig Latte ob wir nächste Saison in Asien übertragen werden, dafür nerven Montagsspiele auch ohne Freiburger Beteiligung. Gepushter Neuschrott, der im Verdrängungswettbewerb die Haltwertzeit eines Convenience-Burgers hat, und genauso unbefriedigend satt macht, braucht kein Mensch auf Dauer, schon gar nicht täglich.  Ist ungesund.

Fraglich auch, ob man mit diesem Fast-Kick-Schmierentheater überhaupt noch was zu tun haben will. Ja, ich will, und weil ich nicht anders kann, aber auf ehrliche SC-Manier. Um den Granden und Möchtegerns Einhalt zu gebieten und zu zeigen wie es auch geht.

Es stimmt, dass der Zeitpunkt des Abstiegs unglücklicher nicht sein konnte, jetzt, da beim SC viele Weichen für die Zukunft gestellt wurden. Wenn an den Gleisen aber Pfusch betrieben wird, bringt die beste Stellwerkleistung nichts. Will sagen, dass der SCF viel guten Willen zeigt so aufgestellt zu sein, dass er trotz nachrückenden Pseudovereinen immer eine Chance hat erste Liga zu spielen. Dann sollte man im gleichen Atemzug endlich damit aufhören sich kleiner zu reden als man ist. Ich kann es nicht mehr hören. Sechs Jahre erste Liga sind eben auch sechs Jahre Zeit sich erstklassig zu etablieren. Zu oft ist es zu knapp gewesen. Ja, wir haben ein großes Wesen, vollkommen richtig, das darf man gerne auch zu Schau stellen, nur nicht zur Show verkommen lassen. Wenn gedeckeltes Kleinhaltetum zu einem Wesensmerkmal des Charakters wird, ist es gerade im Sport schwierig mit der Motivation. Genau die ist einigen Spielern abgegangen. Und jetzt erkläre mir mal einer wie du so eine – teils durch mangelnde Perspektive und Gier nach schnellem Geld geprägte Truppe – handeln willst? Christian Streich hat seine Lieblinge hört man. Sicher, dass auch, nur man könnte auch meinen, dass er aus Mangel an wollenden Alternativen (plus Verletzte) viel zu oft gezwungen war unglücklich und vor allem im permanenten Wechsel aufstellen zu müssen. Will hier aber nicht weiter spekulieren, man hat jedoch auf dem Platz gesehen wer sich über die ganze Saison zerrissen hat und wer nicht. Einige konnten einfach nicht. Die Mischung im Team hat offensichtlich nicht gepasst und der bevorstehende Aderlass fällt jetzt sicher nicht groß anders aus, wären wir drin geblieben.

Insofern ist der Um- für mich kein Beinbruch. Schlecht wird mir mit Blick auf die zukünftigen sportlichen Aufgaben. Wenn man sich so umguckt wer da oben (noch) weiterspielen darf und wer da von unten hoch will wird die Tendenz zur Gewissheit, was es uns naturgemäß nicht gerade einfacher machen wird weiter bei den hire and fire-games eine Rolle zu spielen. Es scheint sich in der Spitze alles so zu entwickeln wie wir Kritiker das vorhergesehen haben. Der Profi-Fußball mutiert mit gönnerischer Unterstützung seiner Wertehüter aus Frankfurt endgültig zu einer reinen Gelddruckmaschine digitaler Emotionen und da bin ich doch herzensfroh einem Verein die Treue zu halten, der mir persönlich zwar zu klein denkt, dennoch die Größe hat mit normalen EIGEN-Mittel im Haifischpool gegen den Strom zu schwimmen. Nur sollten er und wir Fans auch mal entscheiden was wir in letzte Konsequenz wollen? Profifußball ok. Was noch? Erste Liga nur wenn es passt oder auf Dauer anstreben? Verdammt vermaledeit schmaler Grat. Tue mich da selber oft schwer, erste Liga ist halt immer erstrebenswert, wenn man schon bei der ganzen Buli-Schoße mitmischen will. Wenn nicht: Alternativen gibt es ja.

Wie immer birgt so ein Abstieg auch Chancen. Die Kurve entschlackt sich, Routinen werden aufgebrochen, man kommt an Orte, die man ohne Grund so nicht zu Gesicht bekommen hätte, oder mit denen man noch offene Rechnungen zu begleichen hat. Das Amt und die Polizei kommen zur Abwechslung vielleicht mal wieder von ihrem hohen Ross runter und der Verein wischt mal ordentlich durch. Denn eins ist klar, umso länger wir zweite Liga spielen, desto schwieriger wird es an allen Fronten. Von Stadion bis Fußballschule. 

Im Team finden sich hoffentlich wieder Jungs zusammen, die nach Höhenflügen auf dem Boden bleiben und mit Leib und Seele für den SCF spielen. Am besten weil sie Bock auf geilen Fußball haben, den CS ab sofort  spielen lässt. Mit einem bissigen, frischen und exklusivem Konzept, einem ganz eigenen Wesen eben. Viel Zeit bleibt nicht um das Profil wieder zu schärfen. Also packen wir es an. In vier Wochen startet der Dauerkartenverkauf und ich freu mich drauf.  

Alles wird nun wieder neuer. Nur die Liebe besteht ewig. Wir kommen wieder und dann richtig!

Forza SCF!

 


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